Energiewende auf Baustellen

Fehlende finanzielle Anreize von Seiten der Politik verzögern Umrüstung von Baumaschinen

von: Jörg Brunecker
Blomberg. – Während die Energiewende in vielen Bereichen vorangetrieben und mit finanziellen Anreizen gefördert wird, hat die Politik offenbar die Baustellen in Deutschland nicht im Blick. Dabei liegt hier ein großes Potenzial, fossile Energieträger einzusparen und zu ersetzen, eine erhebliche Größenordnung.
Ökologisches Bauen
Jörg Brunecker fordert ein Umdenken. Foto: Swietelsky-Faber Kanalsanierung


Eine im Auftrag des Umweltbundesamtes im März 2020 veröffentliche TREMOD-Studie ermittelte einen Energieverbrauch der Baumaschinen in Deutschland von 72 440 TJ (Terrajoule). Diese Energieleistung von umgerechnet etwa 20 Milliarden kWh entspricht dem Stromverbrauch von zehn Großstädten mit jeweils einer Million Einwohnern. Da im Bausektor naturgemäß mobile Anlagen und Maschinen auf den Baustellen zum Einsatz kommen, ist es wenig verwunderlich, dass auch hierzulande Diesel/Heizöl mit mehr als 50 % den Löwenanteil des Energieverbrauchs im Bauwesen darstellt. Denn sofern keine Stromversorgung im Baustellenbereich vorhanden ist, wird die Energieversorgung in der Regel durch dieselbetriebene Stromaggregate übernommen.

Aber auch schon vor der Zeit der nun um sich greifenden Ressourcenverknappung bezüglich der fossilen Energieträger bestanden in diesem Sektor signifikante, aber leider bislang viel zu wenig genutzte Einsparpotenziale. Ferner hat nicht nur der ausführende Sektor der Bauindustrie allein ein starkes Interesse, diese Potenziale der Energieeffizienz zu realisieren. Vor dem Hintergrund der weltweit drastisch steigenden Energiepreise sowie dem Wunsch, zeitnah den klimaschädlichen CO2-Ausstoß zu minimieren, sind selbstverständlich auch im Bauwesen zielführende Maßnahmen zu entwickeln.

Auch die Bauherren und Gerätehersteller sind mittlerweile sehr stark an der Energieeffizienz ihrer Projekte und Geräte interessiert. Denn in Zeiten des Klimawandels geht der zielgerichtete Einsatz unserer Ressourcen uns alle an. Darüber hinaus müssen alle Firmen (abgesehen Kleinunternehmen) nach dem Gesetz über Energieeffizienzmaßnahmen (EDL-G) Auskunft über ihren Energieeinsatz geben können.

Die Swietelsky-Faber GmbH Kanalsanierung betreibt, wie viele weitere Bauunternehmen auch, eine Vielzahl an mobilen Baugeräten, die bisher überwiegend mit Diesel betrieben werden. Schon seit vielen Jahren ist die Swietelsky Faber kontinuierlich aktiv seine Energieeffizienz zu optimieren und stellt im Rahmen der Energieaudits den Energieeinsatz nach EN-16247-1 fest. Das festgestellte Potenzial für effizienz-steigernde Maßnahmen ist enorm. So hatte die Swietelsky Faber im Jahr 2020 einen Energieverbrauch von knapp 7 Millionen kWh beim Energieträger Diesel, der im Jahr 2016 mit 96 % noch den Löwenanteil des Energieverbrauchs der Swietelsky Faber ausmachte. Aufgrund diverser Maßnahmen zur Geräteoptimierung konnten wir in unserem Folgeaudit 2020 belegen, dass unser Kraftstoffverbrauch in Relation zum Umsatz um 8 % optimiert wurde.

Die marktgängige Entwicklung von Brennstoffzellen zur Nutzung von Wasserstoff durchlaufen leider noch diverse Entwicklungsphasen. Hierzu muss generell der gewonnene Wasserstoff je nach Anwendungsfall hochkomprimiert oder über bislang relativ aufwendige Methoden stark gekühlt bzw. verflüssigt werden. Bevor also Wasserstoff im Bauwesen umfassender genutzt werden kann, werden Lösungen für praktikable mobile Wasserstofftanks und die generelle Medientransportfähigkeit zu entwickeln sein. Dennoch – ähnlich wie bei der rasanten Entwicklung im Sektor der Elektromobilität – ist auch hier davon auszugehen, dass schon bald praktikable Lösungen entwickelt werden und langfristig wasserstoffbetriebene Baugeräte auf den Markt kommen werden.

Der Weg zur klimaneutralen Baustelle wird bis dato also nur über die zunehmende Elektrifizierung von Maschinen und Geräten führen. Zur Verringerung des Einsatzes fossiler Energieträger können Anlagen angeschafft werden, die durchgehend mit Strom betrieben werden. Bisher wird dieser Strom auf den mobilen Baustellen des Infrastrukturerhalts in der Regel jedoch mit Diesel-Aggregaten erzeugt. Durch den Einsatz der verschiedensten Varianten von Stromspeichern (Akkus) kann der Einsatz der Dieselaggregate vermieden, mindestens jedoch drastisch reduziert werden.

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Energieverbrauch und Klimaschutz im Baugewerbe. Grafik: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V.

Hinzu kommt, dass durch die höhere Energieeffizienz der Akkus gegenüber den Diesel-Generatoren eine Energieeinsparung von etwa 40 % erreicht werden kann. Ferner kann über die Nutzung von Ladestrom aus Photovoltaikanlagen weitere etwa 40 % Primärenergie reduziert werden. Darüber hinaus stellt sich, vor dem Hintergrund der heutigen Preisentwicklung auf dem Sektor der fossilen Energieträger, der Break-Even einer Energieeffizienzinvestition deutlich früher als noch vor einigen Jahren ein. Zusätzlich sinken die Emissionen von Lärm und Luftschadstoffen am Einsatzort drastisch. Dies ist nicht nur für unsere Auftraggeber, sondern insbesondere für die Anwohner und gewerblichen Mitarbeiter auf der Baustelle ein sehr willkommener Nebeneffekt.

Förderung anpassen

Tolle Ausblicke, doch die Investitionen der Akkus und die Umrüstung der Anlagen erfordern von den Bauunternehmen enorm hohe Investitionen. Aus diesem Grund wurde seitens der Swietelsky Faber schon vor einigen Jahren eine Förderung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle beantragt. Die Anträge wurden bis heute jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass diese Baugeräte aufgrund ihres mobilen Einsatzes auf den Baustellen nicht förderfähig sind.

Die Transformation zu Energieeffizienz und Verringerung von Emissionen im Baumaschinensektor erfordert immense Investitionsaufwendungen der Bauunternehmen, die die Maschinen einsetzen, als auch der Baumaschinenhersteller, die die Antriebe und Maschinen entwickeln.

Unterm Strich sind für die Anschaffung von energieeffizienten Anlagen und Maschinen in der Regel deutlich höhere Investitionen notwendig als für konventionelle Gerätetechnik.

Zur Schaffung von wirklichen Anreizen für Entwicklung, Anschaffung und Betrieb von energieeffizienten Baumaschinen und Anlagen für die Bauwirtschaft muss der generelle Ausschluss für Anlagen und Maschinen, die nicht ausschließlich auf dem Betriebsgelände betrieben werden im Programm "Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft" gestrichen oder alternativ ein eigenes Förderprogramm für mobile Anlagen und Maschinen der Bauwirtschaft aufgelegt werden, das wirkliche Fördereffekte und nicht nur eine reine Finanzierung enthält.

Der Förderimpuls ist notwendig, um die Mehrkosten gegenüber konventionellen Betriebsmitteln zu kompensieren und damit die Akzeptanz für energieeffiziente Betriebsmittel zu unterstützen. Seit einiger Zeit ist der Bauindustrieverband mit dieser Problematik vertraut gemacht worden und bereits mehrfach in Berlin vorstellig gewesen. Es bleibt spannend zu sehen, ob die ohnehin schon eingeleitete Energiewende auf den Baustellen auch von der Politik unterstützt wird. In der Baubranche und speziell im Bereich der grabenlosen Kanalsanierung, kann mit der Forderung nach einem Energieaudit von unseren Bauherren Flagge in Sachen Umweltschutz gezeigt werden.

Denn angesichts des wachsenden öffentlichen Drucks bezüglich der Einhaltung unserer Klimaschutzziele wäre es eine logische Konsequenz, wenn bereits bei der Planung von grabenlosen Bauvorhaben ein gelebtes und auditiertes Energieeffizienzsystem der Beteiligten Bieter zum Vergabekriterium erhoben würde.

Es kostet unsere Auftraggeber nichts, fördert aber den ökologischen Fußabdruck und die ökonomischen Effizienzen enorm.

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