Bauaussichten 2023

Etappe 2023 – Mit dem Ziegel auf dem Weg in eine klimagerechte Zukunft

Von Stefan Jungk, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie (BVZi)
Bauaussichten
Foto: BVZi

Energiebedarf, Klimagerechtigkeit, Rohstoffversorgung, Verfügbarkeit von Vorprodukten und Fachkräftemangel werden durch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs verstärkt und treffen auf die doppelte Furcht vor Rezession und Gasmangellage.

Die überwiegend mittelständisch aufgestellte Ziegelindustrie in Deutschland ist aktuell massiv abhängig vom Erdgas: 80 Prozent beträgt der Anteil dieses Energieträgers an der gesamten Produktion. Die Produktionsverfahren selbst werden sich kurzfristig nicht ändern lassen – die Umstellung der Anlagen auf klimaneutrale Energieträger ist in unserer Roadmap bereits vorgegeben, bedarf aber umfänglicher Umbauten und der Einführung neuer Technologien, die noch nicht im industriellen Maßstab nutzbar sind.

Die kürzlich veröffentlichte Prognos-Studie hat deutlich gemacht, welchen immensen Beitrag unsere Mitglieder für die wohnungspolitischen Ziele von Bund und Ländern liefern. Bezahlbares Wohnen wird auch künftig ohne den Baustoff Ziegel kaum realisierbar sein – der Ziegel ist und bleibt der Alleskönner im Wohnungsbau und hat auch 2022 seine Position als beliebtester Wandbaustoff einmal mehr verteidigt. Ob Einfamilienhaus oder mehrgeschossiger Wohnungsbau, nahezu jede dritte Wohneinheit in Deutschland wird mit Ziegel gebaut. Rund 7,5 Millionen Kubikmeter Mauerziegel und 600 Millionen Dachziegel produzieren unsere Unternehmen mit rund 80 verschiedenen Herstellern und 8500 Beschäftigten jährlich in fast ausnahmslos regional aufgestellten Produktions- und Lieferketten.

Egal ob Neubau, Sanierung oder Dachaufstockung – Ziegel ist flexibel einsetzbar, verschleißfrei, hält Form und Farbe und gilt aufgrund seiner Langlebigkeit als Wertanlage für kommende Generationen. Unter Nachhaltigkeitsaspekten führt kein Weg an unserem Baustoff vorbei. Der Ziegel ist die Lösung der Herausforderungen des Bauens der Zukunft und ganz sicher nicht das Problem. Der Verzicht auf dieses Produkt wäre irrsinnig – die Suche und Verwendung alternativer Energieträger gehört hingegen als Top-Position auf die Technologie-Agenda für die Bundesregierung. Nur mit ausreichend grünem Strom oder grünem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen wird es möglich sein, die Wohnungsbauziele zu erreichen und Klimaneutralität auch im Bausektor umzusetzen. Doch ohne Planungssicherheit für unsere Unternehmen und die Bereitstellung erneuerbarer Energien wird die Abkehr vom Erdgas reine Theorie bleiben.

Für 2023 wird es darum gehen, die Energieversorgung mit Gas und Strom zu wirtschaftlich vertretbaren Rahmenbedingungen auch kurzfristig aufrechtzuerhalten. Angesichts des immensen Wohnungsbedarfes ist niemandem geholfen, wenn wir in Deutschland nicht mehr bauen können, weil uns Energie und in der Folge der Baustoff fehlt.

Zunächst ist also von zentraler Bedeutung, die Gaspreisbremse so umzusetzen, dass die Unternehmen in der Lage sind, weiter zu produzieren – das grundsätzliche Problem des sehr hohen Preisniveaus für Energiekosten wird nach dieser Subventionsphase aber nicht gelöst werden.

Ganz reale Ausfallszenarien erwartet unsere Branche zudem in den kommenden Monaten: Die Unternehmen der Ziegelindustrie gelten aktuell als nicht geschützte Verbraucher und würden in der Notfallstufe von der Gasversorgung getrennt werden.

Auch die jüngste Nachricht vom Erdgas-Vertrag mit Katar liefert nur wenig Anlass zur Beruhigung. Erst ab dem Jahr 2026 sind Lieferungen geplant – der noch viel zu langsame Ausbau der erneuerbaren Energien wird in der Zwischenzeit keine Versorgungslücken schließen können.

Die gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen einer verminderten oder sogar gestoppten Ziegelproduktion wären fatal. Störungen im gesamten Baugewerbe würden im nachgelagerten, indirekten Effekt immense Kosten verursachen. Die klein- und mittelständisch geprägte Bauwirtschaft gehört schließlich zu den wichtigsten Abnehmern der Ziegelprodukte.

Inmitten und auch trotz dieser politisch und wirtschaftlich dynamischen Entwicklungen werden unsere Mitgliedsunternehmen auch im kommenden Jahr wichtige Etappen auf dem Weg zu einer energieschonenden und nachhaltig produzierenden Branche weiterverfolgen.

Gemeinsam mit dem Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs), sowie vielen anderen Industriezweigen hat sich auch die Ziegelindustrie an der Erstellung der BDI-Leitstudie "Klimapfade für Deutschland" beteiligt. Ergebnis: Die Substitution von Erdgas durch CO2-neutrale Energieträger könnte laut Studie sogar zu einer 95-prozentigen Erfüllung eines klimagerechten Produktionsstandards bis zum Jahr 2045 führen.

Die negativen Auswirkungen eines konjunkturellen Abschwungs werden uns leider auch im kommenden Jahr auf diesem Weg begleiten: Die Baustoff-Steine-Erden-Produktion sank im Jahr 2022 um rund 2 Prozent – für 2023 ist eine Beschleunigung dieser Abwärtsdynamik zu erwarten.

Diesen Herausforderungen werden wir uns stellen. Eine Unterstützung aus Politik und Gesellschaft dürfen wir erwarten, schließlich verfolgen wir alle das eine Ziel: Eine klimafreundliche Zukunft gemeinsam, wirtschaftlich sinnvoll und sozial gerecht zu gestalten.

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Verbände und Experten

Ausblick – Baujahr 2023

Nachdem das Jahr 2021 die Branche mit der Pandemie und Lieferkettenproblemen bereits vor Herausforderungen gestellt hatte, bedeutete der Beginne des Ukraine- Kriegs im Februar 2022 eine Zäsur, die bis heute fortwirkt. Energieknappheit, Preisexplosionen, Klimaschutzvorgeben und ein Rückgang der Nachfrage im Wohnungsbau stellten neue Aufgaben und verunsicherten Unternehmen und Manager.

Der erfolgreiche Verlauf und der bauma 2022 zum Jahresabschluss konnte dagegen den positiven Akzent setzen, auf den viele gehofft hatten und der sich zuvor angedeutet hatte – Baumaschinenhersteller berichteten durch die Bank von übervollen Auftragsbüchern. In den nun folgenden Bauaussichten 2023 spiegelt sich die Ambivalenz der aktuellen Entwicklungen wider: Verbände und Experten sind sich einig, dass die Entwicklung der Bauwirtschaft in diesem Jahr eine Delle verzeichnen wird, Hersteller sehen die Herausforderungen des Marktes und nehmen sie tatkräftig an. Trotz aller Widrigkeiten, zu denen auch der permanente Fachkräftemangel zählt, überwiegt eine positive Grundhaltung und die Gewissheit, dass die Baubranche die vor ihr liegenden Aufgaben als wichtigste Stütze der Wirtschaft schon stemmen wird.

Das Signal, das alle Teilnehmenden der Bauaussichten 2023 in den Markt senden, wird dominiert von Stärke und Kontinuität. Dieser gemeinsame Nenner wirkt wie ein Schulterschluss, der die Branche auszeichnet und der anderen als Vorbild dienen kann.

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