Bauaussichten 2023
Heimische Baurohstoffe sind Resilienz-Anker
Angesichts steigender Kosten bei Energie, wachsender Bürokratie, Flächenkonkurrenz, mangelnder Akzeptanz, unklarer Genehmigungslage und somit Planungsunsicherheit ziehen eine ganze Reihe der derzeit noch etwa 2700 bundesweit tätigen Werke für Kies-, Sand- und Natursteinprodukte sogar eine saisonale Schließung in Betracht. Was muss also unter den gegebenen äußeren Bedingungen dysfunktionaler Lieferketten, des nahen Kriegsgeschehens und verteuerter Energie prioritär passieren, um die heimische Gesteinsindustrie in ihrer Dezentralität zu erhalten, damit in jeder Nachfragesituation eine bedarfsnahe Versorgung gewährleistet ist?
Entscheidungsstarke Pragmatiker mit Wissen und Rückgrat werden gebraucht, um die Rohstoffsicherung als ein Element des öffentlichen Interesses gesetzlich beispielsweise in der Novelle des Raumordnungsgesetzes zu verankern. Über das Raumordnungsgesetz könnte eine größere Verbindlichkeit für die regionale Ausweisung von Rohstoffflächen erreicht und örtlichen Entscheidern ein Rückhalt geboten werden.
Weiter braucht es für Resilienz ein Genehmigungsregime, welches straff prüft, analysiert, Ermessensspielräume nutzt und entscheidet: "Ja" oder "Nein" statt "Jein" und keine Nachforderung zahlreicher Gutachten sind Gebote der Zeit, wenn das heimische Lieferantennetzwerk erhalten werden soll. Durch Verschleppung von Entscheidungen wird das Bauen insgesamt und vor allem der Wohnungsbau in den Baujahren 2023 ff. nicht besser.
Unsere Vorteile, wie die kurzen Transportdistanzen, die nicht nur klima- sondern auch (kraftstoff-)kostenfreundlich sind, aufzugeben, wäre – mit Verlaub gesagt – eine kurzsichtige Eselei. Aber genau da scheint der Weg leider hinzugehen. So erhielten etwa 300 investitionswillige Gesteinsbetriebe schon in den vergangenen zehn Jahren keine Neu- oder Anschlussgenehmigungen. Die Verfahren selbst verlaufen schleppend, erfordern Tausende Seiten an Begründungen, Beschreibungen sowie Zusatzgutachten und dauern immer länger. Spitzenreiter dürfte ein Antragsteller sein, der bereits seit 35 Jahren auf seinen Bescheid hinarbeitet. Dass sich angesichts dieser Lage in der Branche Verdruss breitmacht, ist zu verstehen.
Aber – ich bleibe dabei: Unsere heimischen Rohstoffe haben gerade im aktuellen Zeitraum an Bedeutung gewonnen! Sie sind einer der Resilienz-Anker im Land. Wir wollen Baustellen und Baustoffwerke auf kurzen Transportwegen mit Sand, Kies, Schotter und Splitt verlässlich beliefern. Das können wir, wenn wir unseren Heimvorteil nutzen, denn Deutschland verfügt über ausreichende geologische Vorkommen an mineralischen Gesteinsrohstoffen.
Wir wissen, dass unsere Abnehmer den Vorteil der klimafreundlich-kurzen Lieferwege schätzen. Zum Bauen in BIM-Zeiten gehört heute nicht mehr nur der akzeptable Preis, sondern bereits bei der Auftragsvergabe auch ein möglichst kleiner CO2-Fußabdruck. In beiden Aspekten können wir punkten, wenn es tatsächlich politisch gewollt ist.