Hochalpiner Großeinsatz für Pumpspeicherkraftwerk

Mammutbaustelle auf 2000 Höhenmeter angelegt

Kühtai/Österreich (ABZ). – Vor zwei Jahren war von einem alpinen Großeinsatz am Ortsausgang von Kühtai, rund 30 km westlich von Innsbruck, auf über 2000 Höhenmetern noch nichts zu sehen: Es gab mitten in den Tiroler Alpen keine Baubüros und keine Container für die Teams mit bis zu 400 Spezialisten der verschiedensten Disziplinen, wie Sprengmeister, Schreitbaggerfahrer und Industriekletterer.
Zeppelin Muldenkipper Baustellen
Die ARGE SKW Kühtai, bestehend aus dem Konsortium Swietelsky, Swietelsky Tunnelbau, Jäger und Bodner, bearbeitet im Auftrag der TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG das Hauptbaulos für das neue Pumpspeicherkraftwerk am Ortsausgang von Kühtai, rund 30 Kilometer westlich von Innsbruck, auf über 2000 Höhenmeter. Mit dabei: 17 Großgeräte von Caterpillar, die 2021 bis aus China, Frankreich, Indonesien und den USA ihren Weg über enge Bergstraßen bis zu ihrem Einsatzort fanden. Die geplante Bauzeit liegt bei fünf Jahren. Foto: Zeppelin

Es fehlten auch die 17 Cat-Großgeräte, die 2021 bis aus China, Frankreich, Indonesien und den USA ihren Weg über enge Bergstraßen bis zu ihrem Einsatzort fanden.

Sie haben laut Zeppelin längst ihre Arbeit aufgenommen, denn die ARGE SKW Kühtai, bestehend aus dem Konsortium Swietelsky, Swietelsky Tunnelbau, Jäger und Bodner, bearbeitet im Auftrag der TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG das Hauptbaulos für das Pumpspeicherkraftwerk. Die geplante Bauzeit liegt laut dem Bauunternehmen bei fünf Jahren. Dann müssen mehrere Bäche aus dem Stubaital und Ötztal zusammengeführt, der Speicher Kühtai im hinteren Längental errichtet und der Bau eines unterirdischen Pumpspeicherkraftwerks Kühtai 2 zwischen neuem Speicher Kühtai und dem bestehenden Speicher Finstertal errichtet worden sein. Daraus ergeben sich gigantische Bewegungen von Granitgestein. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf fast eine Milliarde Euro – das Auftragsvolumen für das Hauptbaulos beträgt rund 425 Millionen Euro.

Stromerzeugung und Energiespeicherung in einem

Das Herz des Kraftwerks sind die beiden Pumpturbinen, die zwei Funktionen erfüllen. So wird im Turbinenbetrieb Strom erzeugt. Dabei fließen bis zu 90 m³/s Wasser vom Speicher Finstertal zum Speicher Kühtai talwärts. Im Pumpbetrieb wiederum wird Energie gespeichert. Dazu wird mit überschüssigem Strom aus dem Netz Wasser in umgekehrter Richtung hinaufgepumpt. In der Kombination von Stollen und Stausee mit einem Fassungsvermögen von rund 30 Millionen Kubikmeter erweitert die Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz ihre Kapazitäten um das Doppelte. Das bedeutet ein Plus von jährlich rund 216 Millionen Kilowattstunden Strom. Ziel ist es, die Energieversorgung gleichzeitig sicherer und umweltfreundlicher zu machen sowie die Energie in Zeiten von Überangebot für Zeiten mit hoher Nachfrage speichern zu können.

Das Mammutprojekt gliedert sich in drei Bereiche: Der Hauptauftrag umfasst den Vortrieb eines 25 km langen Stollens per Tunnelbohrmaschine und einen 2 km langen Stollen im zyklischen Vortrieb. Darüber wird Wasser aus dem hinteren Stubai- und östlichen Ötztal mit leichtem Gefälle in den neuen Speicher Kühtai geleitet. Förderbänder transportieren das Ausbruchmaterial, das zusammen mit gewonnenem Material vor Ort für den Damm verwertet wird. Für das unterirdische Pumpspeicherkraftwerk werden wiederum 80.000 m³ Kavernen ausgebrochen. Hier wird ein Stollensystem im zyklischen Vortrieb auf einer Länge von 8 km angelegt.

7 Millionen Kubikmeter Material abbauen

Nicht weniger gigantisch sind Arbeiten, die über Tage erfolgen. Auch hier zeigen sich die Dimensionen für den Damm und für den Speichersee: Für diesen müssen knapp 7 Millionen Kubikmeter loses Material ausgebaut werden – es wird aufbereitet und dann auf dem Staudamm schichtweise aufgeschüttet. Der Damm wird als Steinschüttdamm mit einer zentral liegenden Erdkerndichtung errichtet.

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Zeppelin Muldenkipper Baustellen
Die eingesetzten Maschinen sind die ersten 100-Tonnen-Muldenkipper von Cat, die in Österreich in den Einsatz gingen. Foto: Zeppelin

Um den Damm mit einer Kronenlänge von 510 m, einer Breite von 10 m und einer Dammhöhe von 113 m auf festem Felsen gründen und aufbauen zu können, muss loses Material bis zu einer Tiefe von rund 30 m abgetragen werden. Die Gründungsbreite liegt bei 400 m. Die luftseitige Dammoberfläche wird – ähnlich wie schon bei den bestehenden beiden Dämmen – mit Natursteinen und Strukturelementen so gestaltet, dass sich das Bauwerk bestmöglich in die umgebende Landschaft einfügt.

Es geht Schlag auf Schlag

"2021 wurde bislang eine Million Kubikmeter Fels ausgebaut und zwischengelagert. Mitte Juli starteten wir nun mit der Hauptbaumaßnahme", erklärt Peter Wetzlinger, Projektleiter der ARGE. Damit geht es Schlag auf Schlag mit dem Massenumschlag weiter. Und der verlangt nach Technik, die das Pensum an Aufgaben beim Ein- und Ausbau auch bewältigen kann: 17 Großgeräte wie zwei Kettenbagger 352 und 6015B, sieben Muldenkipper 777G, ein Radlader 982, je zwei Dozer D8T und D6XE sowie ein Motorgrader 140 AWD sind die nächsten Jahre im Dauereinsatz. Ihr Job: Felsen und Schüttgüter zu lösen, zu verladen und zur stationären Aufbereitung zu transportieren, wo das Material je nach Körnung mehrmals gesiebt, gebrochen und anschließend getrocknet wird, um eine gewisse Restfeuchtigkeit beim anschließenden Einbau zu vermeiden.

"Wir betreiben hier einen großen Steinbruch mitten im Hochgebirge und müssen mit jedem unserer drei großen Ladegeräte an die 6500 Kubikmeter am Tag bewegen. Alle fünf Minuten muss ein Cat 777 beladen werden", beschreibt Peter Wetzlinger die Mammutaufgaben. Material in Höhe von 30.000 t wird per Sprengung gelöst. Dann kommen die Schwergewichte in Form der beiden Cat 6015B in der 140-Tonnen-Klasse ins Spiel, die Gesteinsmassen umzuschlagen.

Gefährdungslage wird genau beurteilt

Das erfolgt sieben Tage die Woche im Zwei-Schicht-Betrieb. Um zu verhindern, dass Lawinen abgehen, beurteilt eine Lawinenkommission die Gefährdungslage und entscheidet dann, ob durch den Einsatz von einem Hubschrauber und mithilfe von Sprengladungen Lawinen kontrolliert ausgelöst werden.

Schon bei den Maschinentransporten machte sich die geografische Lage der Baustelle bemerkbar. Von drei möglichen Zufahrtswegen schied der Hauptanfahrtsweg über Sellrain für die Muldenkörper aufgrund niedriger Lawinenbalkone von vornherein aus.

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