Mit modernem Klinker realisiert

Ausgeklügeltes Fassadenkonzept vereint Tradition und Moderne

Hamburg (ABZ). – Dass die traditionelle Klinkeroptik bei Bauherren wieder angesagt ist, wäre für diekbnk Architekten GmbH allein nicht Grund genug, sich für eine solche Fassadengestaltung zu entscheiden.
Mauerwerksbau
Links werden die Vertikalen betont, rechts die durch die Fenster entstehende Rechteckstruktur – Klinkerfassaden gelten oft als monoton – sind es aber nicht. Foto: Vandersanden

"Diese Fassaden sind dauerhaft und wartungsarm", betont Projektleiterin Fenja Tonder vom Hamburger Planungsbüro vielmehr. "Außerdem ist das typisch für Hamburg und passt zur Gestaltung dieser Fassaden", sagt die Architektin. Mit anderen Worten: Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Regionalität und Stimmigkeit des Konzepts haben den Ausschlag gegeben. Die Rede ist vom Leo-Leistikow-Quartier im Stadtteil Uhlenhorst, zwischen Leo-Leistikow-Allee, Oberaltenallee und Martha-Muchow-Weg.

Komplex aus sieben Gebäuden

Dort sind in einem Komplex aus sieben Gebäuden 184 Wohnungen und eine Gewerbefläche entstanden. Dies teilt sich auf in 126 Eigentumswohnungen, 55 öffentlich geförderte und drei weitere Mietwohnungen. Fast in unmittelbarerer Nachbarschaft des Einkaufszentrums Hamburger Meile übernimmt das Projekt dort auch die städtebauliche Funktion eines Portals zur zuvor entwickelten Finkenau-Siedlung. Für die Mauerwerkgestaltung dieses Komplexes fiel die Wahl der Verantwortlichen auf ein Produkt aus dem Hause Vandersanden. "Auf der Uhlenhorst", wie die Hamburger sagen, hat die in der Hansestadt ansässige Günther Franke Gruber Bauherren GmbH investiert. "Spektakulär – besser lässt sich der Blick aus den oberen Stockwerken nicht beschreiben", sagt Mit-Geschäftsführer Andreas Franke. "Eine Vielzahl wohl überlegter und gut gestalteter Details ergibt ein Fest für die Augen, das auch in 100 Jahren noch gefeiert werden dürfte", ist sein Geschäftspartner, Christoph Günther, überzeugt.

Vandersanden-Vertriebsmann Claus-Peter Hahn geht ins Detail: "Die aus dem Vandersanden-Werk in Glückstadt stammenden Klinker kommen bei der Grundfarbe rot in allen möglichen Schattierungen. Die Palette reicht von violett über grau bis schwarz, aber auch bläuliche und grünliche Verfärbungen treten auf." Etwa 325.000 Stück der Fleet-Sortierung wurden nach Uhlenhorst geliefert. Es handelt sich um Strangpressklinker, die im Ofenbrand zum Teil noch mit Kohle und unter hohen Temperaturen bis zur Sinterungsgrenze hergestellt werden.

Klinker mit Gelbanteil

Die Architektin weist darauf hin, wie das Fassadenmaterial dafür eingesetzt wurde, um bestimmte Aussagen zu verdeutlichen. Für sechs der sieben Häuser wurden die Klinker mit Gelbanteil aussortiert, nur beim Eckhochhaus sind sie zu finden. "Es soll erkennbar sein, dass alle Häuser zu einem Ensemble gehören, ohne dass sie komplett gleich gestaltet sind", sagt Tonder. Der Unterschied wird also durch die Farbnuancen herausgestellt, der Klinker an sich macht den Zusammenhang erkennbar.

Das ist es auch, was die Planer an der Fleet-Sortierung aus dem Vandersanden-Werk in Glückstadt schätzen. Bei der Herstellung können verschiedene Rohmaterialien wie Kohle oder Salz hinzugegeben oder die speziellen Parameter beim Brennvorgang leicht verändert werden – und schon entstehen spezielle Variationen der Klinker. Der Marschenton, aus dem diese Ziegel gemacht werden, stammt übrigens gleich aus der Nachbargemeinde Elskop – was auch beim Leo-Leistikow-Quartier einen Pluspunkt in Sachen Regionalität gegeben hat.

Das Konzept – einerseits den Zusammenhang der sieben Häuser nicht zu verlieren, aber doch auch die Gliederung in sieben Gebäude sichtbar zu machen – wurde nicht nur durch den Verzicht auf eine Farbnuance bei einem Gebäude erreicht. Auch andere Elemente, wie etwa die Fenster, wurden in unterschiedlichen Farben ausgeführt, auch bei den Fassadengesimsen gibt es Unterschiede. Aber die Planer haben deshalb nicht auf die Unterschiede im Detail verzichtet. Architektin Fenja Tonder weist zum Beispiel darauf hin, dass verschiedene Fugenfarben eingesetzt wurden. Das kann den Gesamteindruck erheblich verändern. Dazu kommen Unterschiede in der Art, die Fenster und die Eingangsbereiche zu gestalten, ebenso die Gesimse und Balkone. Beim Blick auf das Ensemble fällt auch auf, dass bei einem Gebäude die horizontalen Linien betont werden, beim nächsten Haus dominieren dann die Vertikalen.

Fensterabschnitte treten hinter restliche Fassade zurück

Bei dem zwölfgeschossigen Eckhochhaus wiederum erscheint jedes Fenster in einem eigenen Rechteck untergebracht zu sein, in den Geschossen zwei bis fünf treten die Fensterabschnitte dabei hinter die restliche Fassade zurück. So entsteht ein variables Bild, und darauf ist es den Planern unbedingt angekommen. "Bei einem Gebäude fallen die Fassadenabschnitte über und unter den Fenstern auf – dort stehen die Klinker nicht wie üblich waagerecht, sondern senkrecht. Es handele sich hier um das spezielle Unterscheidungsmerkmal für dieses Haus", erläutert die Architektin. Würde es sich um tatsächlich gemauerte Steine handeln, würden die Planer von Grenadierschichten sprechen. Dabei stehen die Steine mit der Kopfseite nach unten und der Läuferseite nach vorne.

Im Falle des Leo-Leistikow-Quartiers wurden allerdings die Riemchen auf ein Fertigteil aufbetoniert, noch vor der Montage des Fertigteils. Daher heißt das ganze zwar nicht mehr Grenadierschicht, aber die optische Wirkung ist die gleiche. Viele Details wurden tatsächlich aus Vollsteinen gemauert. "Die Maurer hatten viel Spaß an der handwerklichen Ausführung dieser noch richtig gemauerten Details", berichtet Tonder. Bleibt die Frage nach dem Thema Nachhaltigkeit, an der unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes kein Projekt mehr vorbeikommt. Von Material her haben Klinker an sich keinen nennenswerten Wärmedämmwert, wie massive mineralische Stoffe mit hoher Dichte.

Trotzdem war die Vorgabe, den Standard eines KfW-Effizienzhauses-55 zu erreichen, und das haben die Planer auch geschafft, erläutern die Projektverantwortlichen. Erreicht wurde dies dadurch, dass ein ausreichend großer Abstand zwischen dem tragenden Rohbau und der verklinkerten Verblendscheibe davor eingeplant wurde, um ausreichend Dämmung unterzubringen. Architektin Tonder weiß, dass es den Investoren etwas abverlangt, sollen Ästhetik und Nachhaltigkeit einen gleichermaßen hohen Stellenwert genießen. "Wenn dann noch ein aufwändiges Mauerwerk mit großen Vor- und Rücksprüngen dazukommt, bedarf es auch einer hohen Bereitschaft des Bauherrn, auf Fläche zu verzichten, um eine schöne Fassadengestaltung umzusetzen."

ABZ-Stellenmarkt

Relevante Stellenangebote
Seilbaggerfahrer (m/w/d), Jettingen-Scheppach  ansehen
Leitung (m/w/d) der Abteilung Tiefbau, Pullach im Isartal  ansehen
Gärtner/in (m/w/d) mit Führerschein , Bad Schwartau  ansehen
Alle Stellenangebote ansehen

Ausgewählte Unternehmen
LLVZ - Leistungs- und Lieferverzeichnis

Die Anbieterprofile sind ein Angebot von llvz.de

ABZ-Redaktions-Newsletter

Freitags die aktuellen Baunachrichten direkt aus der Redaktion.

Jetzt bestellen