Probleme im Baugewerbe

Wie der Ziegelsektor zu Lösungen in der anhaltenden Energiekrise beiträgt

Peine (ABZ). – Gerade erst hatte sich die Wirtschaft etwas von den steigenden Baustoffpreisen erholt, da schießen Gas- und Energiepreise in die Höhe. Diese Energiekrise hinterlässt in allen Branchen ihre Spuren, auch in der Bauwirtschaft. Laut Umfrage des ifo Instituts bricht eine Stornierungswelle im Wohnungsbau über die Baubranche herein, die Anzahl der Baugenehmigungen ist seit Monaten rückläufig.

Dass Ziegel in einem Ofen gebrannt werden und das viel Energie erfordert, ist bekannt. Ein Ziegel besteht aus natürlichen, wiederverwertbaren Rohstoffen, die Produktion ist nahezu abfallfrei. Aber sie ist zwangsläufig mit der Emission von Kohlendioxid verbunden. Vandersanden, nach eigenen Angaben der größte familiengeführte Ziegelhersteller Europas, will alles daran setzen, diesen Energieverbrauch zu optimieren. So soll zum Beispiel Restwärme aus dem Brennvorgang auch zur Trocknung der Ziegelrohlinge genutzt werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Ziegelherstellung damit eine grüne Industrie wäre. Der Ziegelexperte möchte vielmehr einen noch größeren Beitrag für eine nachhaltige Gegenwart und Zukunft leisten. Wird es also den Ziegel wegen der Energiekrise bald überhaupt noch geben?

Die Antwort von Vandersanden: "Wir lassen die Ära des Ziegels noch nicht hinter uns", sagt Nathali Donatz, Group Marketing Director bei Vandersanden. "Aber wir setzen unsere Ziegel auf Diät, denn wir arbeiten schon seit Jahren am 'schlanken Ziegel'. Heutzutage sind Fassaden oft noch mit 10 Zentimeter dicken Verblendern verkleidet. Aber diese Zeiten liegen so gut wie hinter uns. Wir planen, unsere Verblender zu dematerialisieren."

Vandersanden plant daher die Einführung von Ziegeln mit einer Dicke von lediglich 7 cm, die aber dieselben Eigenschaften wie sein Zehn-Zentimeter-Pendant haben. Dadurch kann der Ziegelhersteller 20 bis 25 % Rohstoffe einsparen und für die Herstellung der Vormauersteine wird weniger Energie benötigt. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Die Kosten für die verschlankten Verblender fallen etwa 10 % günstiger aus. "Die schlanken Ziegel sind bereits voll in Produktion und das neue Konzept werden wir bald auf alle unsere Werke ausweiten", so Donatz.

"Bereits vor einigen Jahren haben wir mit der Produktion von 1,8 Zentimeter dicken Riemchen begonnen. Traditionell werden Riemchen aus Vollverblendern gesägt, was zusätzlich Energie kostet und für große Mengen Abfall sorgt", fährt Donatz fort. "Bereits 2017 war Vandersanden der erste Ziegelhersteller, der auf die Produktion von ECO-Riemchen umstellte. Wir haben Riemchen direkt als solche hergestellt. Den Ton haben wir in 1,8-Zentimeter-Formen gegossen und dann gebrannt. Im Vergleich zu herkömmlichen Verblendern sparen wir so 70 Prozent der Rohstoffe und verbrauchen 50 Prozent weniger Energie." Ein weiterer wertvoller Aspekt beim Verwenden von schlanken Ziegeln oder Riemchen: mehr Platz für die Dämmung, was dann wiederum den Energieverbrauch den Gebäudes senkt.

Die Ziegelbranche und damit auch die gesamte Baustoffwirtschaft werde sich tiefgreifend verändern müssen. Schlankere Ziegel sind nur eine der vielen aktuellen Entwicklungen. "Bei Vandersanden denken wir nicht in Jahren, sondern in Generationen", fährt Marketingleiterin Nathali Donatz fort.

"Und wir setzen uns für eine nachhaltigere Gestaltung der gesamten Branche ein, mit einem klar definierten Ziel: CO2-Neutralität bis 2050. Und hierbei geht es nicht einmal um ein wolkiges Ziel, sondern um ein handfestes Versprechen. Together to Zero – gemeinsam werden wir es schaffen."

Die gesamte Ziegelbranche kann Vandersanden jedoch nicht allein nachhaltiger gestalten. Daher hat das Unternehmen vor Kurzem sein Nachhaltigkeitsprogramm Together to Zero ins Leben gerufen. Mit Together to Zero fordert Vandersanden seine Stakeholder auf, sich gemeinsam den Herausforderungen zu stellen, in Zukunft völlig CO2-neutral zu produzieren. Donatz: "Ganz getreu des Vandersanden-Mottos 'Gemeinsam schaffen wir das Beste' wollen wir allen in unserer Branche die Möglichkeit geben, sich dieser Philosophie anzuschließen."

Vandersanden hat acht Bereiche definiert, die den Weg zur CO2-Neutralität bis 2050 ebnen sollen: Dematerialisierung, Wassermanagement, geringer Energieverbrauch in den Produktionsstätten, intelligente Automatisierung, Mobilität ohne fossile Brennstoffe, Materialien und Anwendungen nach dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft, erneuerbare, grüne Energien sowie kohlenstoffarme und -negative Produkte. Nach diesen acht Kriterien hat Vandersanden nach eigenen Angaben bereits zahlreiche Erfolge erzielt. "So setzen wir beispielsweise energieeffiziente Öfen ein, nutzen die beim Brennen anfallende Restwärme zum Trocknen unserer Ziegel. Wir haben unsere Werke mit über 35.000 Solarkollektoren ausgestattet und verfügen seit kurzem sogar über eine eigene Windkraftanlage", sagt Donatz.

"Und das ist noch längst nicht alles. Unser gesamter Fuhrpark, einschließlich unserer Gabelstapler, fährt mittlerweile komplett elektrisch. Wir haben einen Rücknahmeservice für Holzpaletten eingerichtet und verwenden nur Verpackungen, die zu mindestens 30 Prozent aus recyceltem Material bestehen." Das hat Vandersanden keineswegs alleine umgesetzt: "Wir arbeiten mit den örtlichen Kommunen bei der Anwendung von klimaoptimierten Lösungen zusammen. Und für die Dematerialisierung tauschen wir uns eng mit Kollegen und unseren Branchenverbänden aus."

Donatz resümiert: "Together to Zero ist eine Bewegung, für die wir gern im Rampenlicht stehen wollen, ein Versprechen, das wir kompromisslos einhalten werden. Mit diesen Ambitionen warten wir nicht bis morgen, sondern arbeiten schon eine ganze Weile an der Umsetzung. Und wir rufen alle Partner dazu auf, mit uns auf diesen Expresszug aufzuspringen. Lassen Sie uns zusammenarbeiten, als Industrie, als Unternehmen und als Gesellschaft."

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