Ressourcenpark Graz

Holzdachkonstruktion groß dimensioniert

Graz/Österreich (ABZ). – Ein neuer, rund 20.000 m² umfassender Ressourcenpark, löst das alte Grazer Recyclingcenter ab. Der Bedarf an intelligent strukturierten Entsorgungsmöglichkeiten für mehr als 80 unterschiedliche Abfallarten ist in Österreichs zweitgrößter Stadt in den vergangenen Jahren angestiegen.
Ökologisches Bauen
Die Dachkonstruktion des neuen Ressourcenparks kann den Verantwortlichen zufolge berechtigterweise als kommunales Infrastruktur-Leuchtturmprojekt bezeichnet werden. Die Stadt Graz setzt nach eigenen Angaben bewusst auf den nachwachsenden Naturbaustoff Holz, der an dieser Stelle in Kombination mit anderen Materialen seine Stärke ausspielt – beispielsweise bei den baurechtlichen Vorgaben. Foto: Markus Kaiser

Gründe dafür sind sowohl das Bevölkerungswachstum als auch die gestiegenen Standards in der Abfallverwertung. Auf dem neuen Areal sind die Abläufe benutzerfreundlicher gestaltet, ein Kreisverkehr und eine Doppelspuranlieferung sorgen für optimierte Verkehrsführungen, die Zahl der Anliefer- und Abwurfplätze wurde erhöht. Unter den Dachkonstruktionen der beiden Baukörper mit 76 x 42 m sowie 111 x 77 m (mit jeweils 8,2 m lichter Höhe) wurden die Abfallabgabe in vier verschiedene Zonen eingeteilt: die kostenlose Re-Use-Zone, Wertstoff-Zone und Problemstoff-Zone sowie die kostenpflichtige Reststoff-Zone für Sperrmüll, Bauschutt, Baum- und Strauchschnitt.

Die Dachkonstruktion des neuen Ressourcenparks kann den Verantwortlichen zufolge berechtigterweise als kommunales Infrastruktur-Leuchtturmprojekt bezeichnet werden. Die Stadt Graz setzt nach eigenen Angaben bewusst auf den nachwachsenden Naturbaustoff Holz, der an dieser Stelle in Kombination mit anderen Materialen seine Stärke ausspielt – beispielsweise bei den baurechtlichen Vorgaben.

Objekt entspricht Brandschutzanforderung R30

Die Produktion des Ingenieurholzbau-Standortes von Rubner in Ober-Grafendorf macht es möglich, beeindruckende Spannweiten zu realisieren – wie in diesem Fall bis zu 50 m – ohne darunterliegende Flächen durch Stützpfeiler strukturell zu unterbrechen. Das Objekt entspricht der Brandschutzanforderung R30, alle tragenden Teile wurden in Holz eingefasst, um im Fall des Falles ein kontrolliertes Abbrandverhalten sicherzustellen. Darüber hinaus punktet Holz mit ökologischen Vorteilen, vergleichsweise geringerem Gewicht sowie kürzerer Bauzeit durch den hohen Grad an werkseitiger Vorfertigung in der Produktion von Rubner.

Rubner beweist bei diesem Projekt, wozu der moderne Ingenieurholzbau in der Lage ist, denn es bedarf umfassenden Know-hows, um eine derartig komplexe Konstruktion gestalterisch so einfach aussehen zu lassen. Beim neuen Ressourcenpark in Graz ist die Abhängigkeit der Tragwerksteile zueinander sehr hoch: durch die ein- oder zweiachsige Einspannung der Betonwände als Stützpfeiler sowie die gelenkigen, schief angesetzten Stahlpendelstützen. Sie sind um einen gemeinsamen Fußpunkt in Gruppen sogenannten "Bäumen" von vier bis fünf Rohren angeordnet. Ein solcher "Baum" für sich alleine würde umfallen, in die Holztragkonstruktion aufgenommen, leitet er die Kräfte allerdings in die Tragwerksteile ab und stabilisiert so das gesamte Objekt. Anders als bei klassischen Hallenkonstruktionen, ist die Holzdachkonstruktion somit für die Lastum- und Weiterleitung zuständig.

Herausforderungen statische Berechnung

Technische Besonderheit dieses Tragwerksprinzip ist es, dass sich an keinem Anschluss der Holzkonstruktion gleiche Anschlusskräfte ergeben. Anstatt jeden Anschluss einzeln zu betrachten, wurden diese gruppiert und jeweils auf eine maximale Last ausgelegt. Obwohl die Anschlüsse in sechs verschiedenen Winkeln konzipiert sind, sollten sie aus architektonischer Sicht möglichst gleich aufgebaut sein. Viele von ihnen konnten zusammengefasst werden, einige waren jedoch in ihrer Geometrie und den anzuschließenden Kräften einzigartig – mit entsprechenden Herausforderungen in der statischen Berechnung und Bemessung.

Die statische Tragwerksplanung durch die Ziviltechniker Schnaubelt und Partner ZT-GmbH und die Rubner Holzbau GmbH setzt nach eigener Aussage Maßstäbe für diese Form des Ingenieurholzbaus. Viele der biegesteifen Anschlüsse mussten erst entwickelt werden, um Belastungen von bis zu 1000 kNm in die Holzkonstruktion weiterzuleiten. Die gesamte Stahlkonstruktion ist gelenkig gelagert, erst die darüber liegende Holzkonstruktion, die wie ein Kreis aufgebaut ist, hält alles an seinem Platz. Stahlbau und Holzbau wirken bei diesem außergewöhnlichen Projekt als untrennbar miteinander verbundenes, räumliches Tragwerk – zwei Materialien als voneinander abhängige und einander unterstützende Einheit.

Werkseitige Vorfertigung

Vor Ort wurde das gesamte Tragwerk symmetrisch erreichtet, da es aufgrund der gelenkigen Lagerung gekippt wäre. Hier spielt die werkseitige Vorfertigung ihre Stärken aus: fast alle Stahlteile wurden in der Produktion von Rubner vormontiert, um den Aufwand und die Bauzeit auf der Baustelle signifikant zu reduzieren. Die Rundungen der Dachkonstruktion wurden als letzte Bauteile eingehoben, um die Gesamtkonstruktion auch statisch abzuschließen und zu stabilisieren. Damit konnten die Holzbauarbeiten in nur vier Monaten ausgeführt werden. Insgesamt wurden 4068 m² vorgefertigter Dachelemente, 666 m³ Brettschichtholzkonstruktion sowie knapp 31 t Stahl für die Verbindungstechnik verbaut. Für Gerald Schönthaler, Geschäftsführer von Rubner in Ober-Grafendorf, gilt die Errichtung des neuen Ressourcenparks in Graz gleich mehrfach als zukunftsweisendes Referenzprojekt für den modernen Ingenieurholzbau.

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