Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt

Klinkerwerk hält Fachseminar ab

Nottuln (ABZ). – Unter dem Motto "Bewusst Bauen" hat das Klinkerwerk Hagemeister unlängst ein Klinker-Fachseminar zu nachhaltiger Architektur abgehalten. Fünf Referenten der nationalen und internationalen Architekturszene widmeten sich intensiv dem Thema.
Fortbildungen und Seminare
Geschäftsführerin Dr. Christina Hagemeister begrüßte erstmals 200 Teilnehmer vor Ort und 150 an heimischen Bildschirmen zum Klinker-Fachseminar. Foto: Hagemeister

Laut dem Veranstalter lief das Event erstmals als Hybridvorstellung ab, 200 Teilnehmer waren vor Ort, 150 weitere bei dem Online-Event vertreten. Den Anfang machten Marc Hehn und Christian Pohl von hehnpohl Architektur mit einem Vortrag "Verborgenes freilegen – Gestalt finden – Material einfügen". Dort zeigten sie ihre Leitideen und Herangehensweise bei Bauprojekten, bei dem der Nutzer immer im Mittelpunkt der ganzen Planung stehen soll. Anhand ausgewählter Objekte stellten sie insgesamt vier davon vor. Zu den im Titel genannten kam noch der Aspekt "Licht leiten".

Ein Kernprojekt, das alle vier Motive vereint, ist laut den Referenten das "Haus am Buddenturm" in Münster, das 2019 mit dem Deutschen Ziegelpreis ausgezeichnet wurde. Der moderne Neubau in historischer Nachbarschaft wartet mit unterschiedlichen Baufluchten als gestaltgebendes Element auf. Das Gebäudeinnere ist zum Teil stark verwinkelt und fordert ein besonderes Lichtkonzept. Drei Dachflächenfenster über den Traufkanten und am First sowie ein rückseitiges Giebelfenster lassen Tageslicht in die oberen Stockwerke und durch kleine Lichtschächte auch in die unteren Ebenen.

Unter dem Aspekt "Architektur im historischen Kontext" präsentierten sie zudem ein Objekt, das mit Klinkern von Hagemeister verarbeitet wurde. Bei dem Projekt "Wohn- und Geschäftshäuser am Neutor in Münster" entstand durch die Handstrich-Sortierung "Weimar HS" ein homogener Spagat zwischen den benachbarten Sandsteinbauten und der Ziegelfassade geschaffen. "Die Genialität des Klinkers besteht in seiner Einfachheit. Man kann die Steine hintereinandersetzen und stapeln, ein simples und beständiges System, das seit Jahrhunderten schon so in der Form angewendet und auch in 100 Jahren noch Bestand haben wird", erläutert Marc Hehn.

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Marc Hehn (l.) und Christian Pohl präsentieren die vier Grundpfeiler ihrer Arbeit. Foto: Hagemeister

Wie vielfältig der Einsatz von Klinker sein kann, hob Machiel Spaan von M3H Architekten aus Amsterdam hervor: "Die Arbeit mit Backstein ist zugleich spielerisch und präzise. Ich liebe es zu sehen, was man alles mit ihm machen kann." Anhand eines Referenzobjekts in Hoorn präsentierte er eine neue Methode des Mauerns. Dabei handelt es sich um eine zirkuläre Konstruktionsart, die in den Niederlanden bereits weit verbreitet ist. Hier werden Klinker auf ohne Mauer-Mörtel verarbeitet.

Der Aufbau sei einfach, auch von der Verarbeitungstechnik her, was auch dem Problem des Fachkräftemangels entgegenwirke. Das System besteht aus einem Klinkerstein mit acht speziell gefertigten Löchern und einem Kunststoffelement mit Noppen, welches flexibel in die Löcher gesetzt werden kann. Egal ob horizontal oder vertikal können damit die Steine auf unterschiedliche Weise aufeinandergestapelt werden. Nachhaltig ist das System sei das System dadurch, dass die Elemente einzeln oder als Ganzes ohne großen Aufwand zurückgebaut werden können.

Mit dem Projekt "Bycicle parking building" in Eindhoven beschäftigte sich Hans Hammink vom Amsterdamer Büro de Architekten Cie. Hierbei verwendete das Architektenbüro die Fenster eines ausgedienten Zuges für die Außenfassade und alte Bahngleise als Pfeiler im Inneren. "Zirkularität führt Architekten und Planer zu mehr Inspiration, mehr Out oft the Box-Denken", betont Hammink. "Es ist absolut unerlässlich, in Zukunft in zirkulären Wegen zu designen, weil gewohnte Materialien und Komponenten, mit denen wir heute noch arbeiten, nicht mehr verfügbar sein werden. Wir müssen sehr sorgfältig mit den Ressourcen umgehen." Klinker sei ein fantastisches Material, weil es eine lange Lebensdauer von bis zu 1000 Jahren habe. Allerdings müsse es mehr Aufmerksamkeit erfahren.

Der Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Frey gab dagegen einen architektonischen Rück- und Ausblick auf nachhaltige Architektur mit städtebaulicher Perspektive. Bei seinen Projekten sei es ihm wichtig, dörfische Strukturen in die Städte zu bringen. Die Menschen sollen sich Frey zufolge in ihrem Wohnumfeld wohlfühlen und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Dies könne dann beispielsweise so aussehen, dass sich Bewohner selbst um die Bepflanzung der Parkbuchten kümmern oder um die Innenausstattung von Gemeinschaftsräumen. "Wir müssen bewusster bauen", fordert Frey. "Unsere Aufgabe ist es, ein Lebensumfeld zu erzeugen, was uns Menschen einlädt, da zu sein, und zwar mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen. Wir benötigen einen langfristig angelegten Bau, der mit einem verantwortungsvollen Umgang mit der Natur einhergeht." Durch seine hohe Masse und biologischen Rohstoffe sei Klinker dazu gut geeignet.

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