Für die Architektur-, Ingenieur- und Baubranche

Was bedeutet die digitale Transformation im Jahr 2023?

von: Claire Rutkowski
Die digitale Transformation ist nichts Neues. Während die Architektur-, Ingenieur- und Baubranche (AEC) im Vergleich zu anderen Branchen wie der Unterhaltungselektronik und dem Einzelhandel immer etwas hinterherhinkte, holt sie nun auf. Ressourcenknappheit, fortschreitender Klimawandel, Bevölkerungswachstum, alternde Infrastruktur und rasante Verstädterung sind nur eine Handvoll globaler Makrotrends, welche die Branche zu einem schnelleren Wandel zwingen. Und die Pandemie hat bewiesen, dass wir uns anpassen und wachsen können, wenn uns eine große Veränderung auferlegt wird.
Bau digital
Claire Rutkowski kam 2016 von MWH zu Bentley. Foto: Bentley Systems

Pennsylvania/USA. – Was bedeutet die Digitalisierung im Jahr 2023 im AEC-Kontext? Für einige Unternehmen bedeutet die Digitalisierung lediglich die Umwandlung von Papierdateien in elektronische PDF-Dateien. Technisch gesehen handelt es sich um ein einfaches Digitalisieren und nicht um eine digitale Transformation, da die Daten immer noch in Dateiformaten eingeschlossen sind und daher nur einen begrenzten Wert haben. Doch die Digitalisierung ist so viel mehr als das.

Zu einer echten digitalen Transformation gehört es, die Art und Weise, wie Sie Ihr Geschäft betreiben, neu zu gestalten und einen kundenorientierten Ansatz zu wählen, um digitale Prozesse umzusetzen und digitale Ergebnisse zu erzeugen. Alles wird optimiert: Wo immer es möglich ist, wird Technologie eingesetzt, um die Arbeit zu erleichtern und effizienter zu gestalten. Für die AEC-Branche kann das von der Verwendung von Fotogrammetrie und Drohnen für Vermessung, Inspektion und Realitätserfassung bis hin zu künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen, fortschrittlicher Analytik, Empfehlungsmaschinen und generativem und komponentenbasiertem Entwurf alles bedeuten, um nur einige Beispiele zu nennen.

Wie können Firmen herausfinden, wo sie aus digitaler Sicht stehen? McKinsey, Gartner und andere Analystenfirmen bieten eine Reihe von Reifegradmodellen an. Diese Modelle können jedoch sehr schnell sehr kompliziert werden. Der Einfachheit halber finden Interessierte hier ein dreistufiges Modell, mit dem sie ihr Unternehmen leicht bewerten können.

  • Stufe eins: Die am wenigsten digital ausgereiften Unternehmen arbeiten für die Projektabwicklung derzeit entweder nur in 2D oder in einer hybriden 2D-/3D-Umgebung, um ihre Projekte zu realisieren. Dabei sind sie bestrebt, alle Arbeitsabläufe auf 3D umzustellen, um die Effizienz zu steigern, die Kompetenzen zu verbessern und die Rentabilität zu erhöhen. Diese Unternehmen haben den Umstieg schlichtweg noch nicht vollzogen oder nutzen 3D nur, wenn der Kunde es verlangt.
  • Stufe zwei: Unternehmen mit mittlerem Reifegrad verwenden bereits 3D-Modelle und liefern ihren Kunden regelmäßig digitale Zwillinge und integrierte IoT-Sensorpläne mit tatsächlichen Anlagen. Diese Unternehmen konzentrieren sich auf die Digitalisierung, um ihre Leistungsfähigkeit, die Qualität ihrer Leistungen und die Arbeitsergebnisse für ihre Kunden zu verbessern. Außerdem sammeln sie wiederverwendbare Daten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
  • Stufe drei : Die digital ausgereiftesten Unternehmen erstellen nicht nur digitale Zwillinge, sondern pflegen sie auch, das heißt, sie bilden aktuelle virtuelle Repräsentationen bestimmter Anlagen oder Systeme von Anlagen. Sie konzentrieren sich darauf, die Qualität ihrer Arbeitsergebnisse zu verbessern und gleichzeitig Zeit, Kosten und Risiken zu reduzieren und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Diese digital ausgereiften Unternehmen nutzen auch die enormen Datenmengen, die durch den digitalen Zwilling, Fernüberwachungs- und Inspektionstools sowie andere Messgeräte erzeugt werden, um Bereiche für Verbesserungen oder Reparaturen aufzuzeigen und so Risiken zu verringern und die Sicherheit zu erhöhen.

Wie können Firmenverantwortliche herausfinden, wo sie sich positionieren sollten? Es hängt wirklich von der aktuellen Ausgangssituation Ihres Unternehmens, dem Wunsch nach Veränderungen und der Fähigkeit, sie zu übernehmen, sowie der Verfügbarkeit von Ressourcen ab.

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Die Verwendung cloud-basierter Software und integrierter datenzentrierter Ansätze für den Entwurf, den Bau und die Verwaltung von Infrastruktur kann AEC-Unternehmen dabei helfen, ihre Effizienz und Leistungsfähigkeit zu steigern sowie ihre digitale Transformation voranzutreiben. Foto: Adobe via Bentley Systems

Wie bei jedem Reifegradmodell können Führungsverantwortliche nicht von der niedrigsten Stufe des digitalen Reifegrads zur höchsten gelangen, ohne den mittleren Bereich zu durchlaufen. Auf dieser Reise gibt es keine einfache Abkürzung. Die Digitalisierung ist jedoch ein Prozess, der mit Bedacht geplant und umgesetzt werden kann. Im Folgenden sind einige Ideen aufgeführt, die den Einstieg erleichtern können.

Zunächst können Interessierte die Digitalisierung durch einfache Dinge wie den kontinuierlichen Umstieg von 2D- auf 3D-Entwurf in Angriff nehmen. Sie können Tools verwenden, um in Echtzeit laufende Ingenieurarbeiten zu entwerfen. Dann können sie die Zusammenarbeit in der Lieferkette elektronisch mit Tools verwalten, die den einfachen und sicheren Austausch von Daten ermöglichen, anstatt Informationen per E-Mail hin und her zu schicken.

Außerdem können Unternehmen mit dem Aufbau von Komponentenbibliotheken beginnen, die das institutionelle Wissen allgemein zugänglich machen und dazu beitragen, dass bewährte Verfahren in Ihrem gesamten Portfolio angewendet werden. Das Ziel sollte sein, die Effizienz Ihrer Arbeit zu verbessern, indem Sie die Anzahl der Dokumentenversionen reduzieren, komponentenbasierten Entwurf nutzen, Automatisierung umsetzen und einheitliche Prozesse schaffen. Hier ist eine weitere Idee: Sobald die zuvor genannten Grundelemente vorhanden sind, sind Firmen bereit, die mittlere Stufe der digitalen Reife zu betreten.

Auf dieser Stufe werden Verantwortliche bereits die Fortschritte in der Effizienz bemerken, die sie beim Umstieg von 2D auf 3D erzielt haben.

Jetzt können sich Anwender darauf konzentrieren, ihre Leistungsfähigkeit zu steigern und mehr wiederverwendbare Daten zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu generieren. Sie könnten sogar in Erwägung ziehen, Erkenntnisse aus dem gesamten Portfolio zu extrahieren.

Und schließlich verfügen die Unternehmen mit dem höchsten Reifegrad, die Effizienz und Leistungsfähigkeit gut im Griff haben, über die Mittel, die sie benötigen, um wirklich tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen. Diese werden in der Lage sein, neue Geschäftsmodelle mit IoT-fähigen digitalen Arbeitsergebnissen anzubieten.

Einige Unternehmen sind bereits als digitale Integratoren tätig und nutzen ihr Fachwissen, um mehrere Anbieter in einheitlichen Plattformen zu bündeln, die für ihre Kunden digitale Zwillinge für den gesamten Lebenszyklus entwickeln. Sie sind auch in der Lage, neue immersive Erfahrungen im Metaversum und Berichte über nachhaltige Entwicklung zu erstellen. In einigen Fällen hosten und pflegen reife Unternehmen auch digitale Zwillinge für ihre Kunden und stellen dynamische gemeinsame Betriebsbilder mit Dashboards und Sensorüberwachungsfunktionen bereit, die feststellen können, wann Maßnahmen ergriffen werden müssen, oder Wege zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Verbesserung der Nachhaltigkeit vorschlagen.

Die Digitalisierung ist eine notwendige Entwicklung, die wir gemeinsam und individuell durchlaufen. Und für AEC-Firmen und die gesamte Branche wird es nicht einfacher, weil die Herausforderungen, denen wir alle gegenüberstehen, so allgegenwärtig sind.

Unabhängig davon, wie ausgereift ein Unternehmen im Jahr 2023 ist, möchte ich Verantwortliche ermutigen, einen Schritt nach dem anderen zu tun, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und immer weiter nach vorne zu streben.

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