Kommentar
Gas-Knappheit
von: Kai-Werner FajgaBaden-Württembergs Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut (CDU) etwa forderte vom Bund Transparenz darüber, in welcher Reihenfolge Betriebe im Falle einer Gasmangellage beliefert werden sollen. Was ihr Sorgen mache, sei das "Nord-Süd-Gefälle", Pipelines im Südwesten seien die letzten Glieder in der Kette. In Bayern sprach sich CSU-Parteichef Markus Söder für den Fall eines Gasmangels für eine gleichmäßige Lastenverteilung in ganz Deutschland aus.
"Regionale Abschaltungen, wie sie diskutiert werden, sind absolut falsch", sagte Söder. Berlins Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) kommentierte in markigen Worten "Putin spielt bewusst russisches Roulette mit uns", mahnte zum Energiesparen und forderte pauschal "Alle müssen 10 Prozent Energie sparen". Welche Sparmaßnahmen notwendig sind, welche zur Verfügung stehen oder welche geeignet sind, wird sehr kontrovers diskutiert, allerdings bisher ohne greifbare Ergebnisse. Fest stehe, dass bei einem Ausfall der russischen Gaslieferungen Deutschland 35 bis 50 Prozent des Gases fehlen, so Timm Kehler, Vorstand des Branchenverbands Zukunft Gas.
Die fehlende Menge könne nur bedingt über andere Quellen beschafft werden. "Horrorszenarien und Panikmache sind unangebracht", mahnte auch Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Ob es wirklich zu einem Gasmangel komme, hänge von verschiedenen Aspekten ab – den Aufbau von Gaslieferbeziehungen mit anderen Ländern als Russland, das stete Befüllen der Speicher und das Einsparen von Gas. Letzteres empfiehlt auch Kerstin Andreae, Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft: "Je mehr wir jetzt vorsorgen, desto besser kommen wir durch den Winter."
Um möglichst viel Gas einzuspeichern, könne und müsse jeder mithelfen – vom Industriebetrieb bis zum einzelnen Haushalt.