Nordrhein-Westfälische Landgestüt beauftragt Unternehmen aus Ahaus

Neue Halle in Holzbauweise – bis zu 120 Pferde werden täglich geritten

von: Achim Dathe
Warendorf. – Das Nordrhein-Westfälische Landgestüt zählt mit rund 65 Mitarbeitenden sowie 22 Auszubildenden zu den größten staatlichen Gestüten in Europa.
Holzbau
Großzügig verglast und lichtdurchflutet präsentiert sich die mit viel Holz errichtete Reithalle des Landgestüts Nordrhein-Westfalen in Warendorf. Der Holzbau ist von Terhalle Holzbau aus Ahaus ausgeführt worden. Foto: DHV/Achim Dathe


Auf dem weitläufigen Areal in Warendorf werden jeden Tag bis zu 120 Pferde geritten, gehegt und gepflegt. Auch baulich handelt es sich um eine Vorzeige-Adresse, die mit Besonderheiten aufzuwarten weiß. Beispielsweise verfügt das Landgestüt jetzt über eine großdimensionierte neue Reithalle, die zu großen Teilen aus Holz besteht.

Anders als bei den umstehenden historischen Ziegelbauten ist die tragende Konstruktion des Neubaus in massiver Holzbauweise ausgeführt; die Planung und den Bau der neuen Reithalle hatte der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) beauftragt. Fertigung und Montage der vorgefertigten Holzelemente lagen in den Händen des DHV-Mitgliedsunternehmens Terhalle aus Ahaus-Ottenstein."Es ist ein echter Solitär", kann sich Unternehmer Josef Terhalle, Gründer und Gesellschafter des gleichnamigen Holzbauunternehmens, für den imposanten Hallenbau begeistern. Beim Betreten der Reithalle fällt auf, dass innen gute Lichtverhältnisse herrschen. Das Ambiente wirkt großzügig, hell und freundlich, woran die Holzbekleidung der Giebel- und Seitenwände Anteil hat. Das Hallenklima ist angenehm, was auf eine durchdachte Wahl der verwendeten Baumaterialien sowie eine sehr sorgfältige Bauausführung schließen lässt.

Am gewählten Standort befand sich früher ein älteres Gebäude, das infolge eines Brandes im Sommer 2016 abgerissen werden musste. Bei den Planungen des Ersatzneubaus setzte sich die Idee durch, in Sichtweite zum zentralen Reitplatz eine weitläufige Reithalle in ökologischer Holzbauweise zu errichten. Zur optischen Angleichung ihres äußeren Erscheinungsbildes an die umstehenden historischen Ziegelbauten wurde zur Bekleidung der Fassade helles Verblendmauerwerk gewählt.

Schlichte Ziegelarchitektur

Die Gründung des Landgestüts wurde durch die preußische Gestütsverwaltung auf das Jahr 1826 datiert und ist auf eine gemeinsame Initiative von Pferdezüchtern aus Westfalen und der Rheinprovinz zurückzuführen. Die meisten Bauten – Stallungen, Gutshäuser sowie zahlreiche Nebengebäude – stammen aus der Zeit um 1880 und sind insgesamt in einem guten Zustand. Ihre schlichte Ziegelarchitektur ist regionaltypisch und als Baudenkmal geschützt.

"Über die Bereitstellung von hochwertigen Zuchthengsten hinaus stehen deren Ausbildung und Leistungsprüfung sowie die Durchführung von kulturellen und hippologischen Veranstaltungen im Landgestüt Warendorf auf der Agenda. Zum Landgestüt gehört zudem die Deutsche Reitschule: Sie ist das Zentrum der Berufsreiterei und bietet Fortbildungs- und Prüfungslehrgänge für Berufsreiter und Turnierfachleute an", erläutert Ahmed Al Samarraie, der dem Bundes-Vorstand der Deutschen Reiterlichen Vereinigung im Bereich Zucht als langjähriger Vorsitzender eines Pferdezuchtverbandes angehört. Zudem forciert er als Repräsentant des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes (DHV) das Bauen mit Holz. Den Neubau der Reithalle betrachtet er als beispielhaft: "Auch in punkto Stallbau darf das nordrhein-westfälische Landgestüt in Warendorf für sich in Anspruch nehmen, Vorbild für andere Reithallen- und Stallbauprojekte in ganz Deutschland zu sein."

Nach Angaben des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gibt es hierzulande insgesamt rund 7500 Reit- und Fahrvereine: Vor allem in Westfalen (1237), Hannover (1034) und der Rheinprovinz (1002) ist der Pferdesport zuhause. Rein statistisch betrachtet, gehört zu den meisten der 10 789 deutschen Kommunen mindestens ein Reit- und Fahrverein. Das Vereinsleben spielt sich großenteils in der Reithalle ab, so dass im Hinblick auf den Reithallen- und Stallbau von einem großen Markt mit beträchtlicher Nachfrage nach Planungs-, Errichtungs-, Ertüchtigungs- und Instandsetzungsleistungen auszugehen ist.

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Holzbau
Engagiert pro Pferdezucht und Pferdesport (v.l.): Zuchtverbandsvorsitzender Ahmed Al Samarraie, Gestütsleiter Dr. Felix Austermann und Thomas Ungruhe (Leiter der Abteilung Pferdesportentwicklung in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). FotoS: DHV/Achim Dathe

Im bundesweiten Ranking der kommunalen Reithallendichte steht Warendorf weit oben: "In der 'Stadt des Pferdes' und der näheren Umgebung lassen sich 36 bis 38 Reithallen zählen", berichtet Thomas Ungruhe, Leiter der Abteilung Pferdesportentwicklung in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Er hat eine klare Vorstellung davon, wie der ideale Reitstall gebaut sein sollte: "Klimaoffen und mit viel Luft und Licht, lautet das Desiderat der Gegenwart", führt Ungruhe aus. Der Werkstoff Holz sei ihm sympathisch. Dass die meisten Stallungen nach wie vor aus mineralischen Baustoffen bestehen, hat seines Wissens historische Gründe.

"Das Umdenken braucht auch im Reitsport seine Zeit", merkt Al Samarraie dazu an. Reithallen und Pferdeställe vermehrt aus Holz zu bauen, ist für den Leiter des DHV-Hauptstadtbüros eine Perspektive, auf die interessierte Holzbaubetriebe und ihre Verbände gemeinsam hinarbeiten sollten. Dabei gelte es zu beachten: "Liebe zum Pferd und Vertrautheit mit dem Pferdesport sind Voraussetzung für erfolgreiches bauliches Wirken. Nur wer die Erfordernisse aus eigener Anschauung kennt, kann für Pferd und Reiter richtig planen sowie Reithallen und Stallungen wirklich bedarfsgerecht errichten", betont Al Samarraie.

Baurechtlich sind es Zweckbauten

Baurechtlich gelten Reithallen und Stallgebäude als Zweckbauten – genau wie Lagerschuppen und Montagehallen. Angesichts der besonderen Erfordernisse, die die artgerechte Einstallung und Haltung von Pferden mit sich bringt, macht sich der Deutsche Holzfertigbau-Verband (DHV) für eine differenzierte Betrachtung der baulichen Standards stark.

"Insbesondere unter Brandschutzgesichtspunkten sind Erleichterungen im Genehmigungsverfahren für Ausführungen in Holzbauweise wünschenswert", kommentiert Hendrik Mulder, der bereits seit 30 Jahren für die Unternehmensgruppe Terhalle tätig ist, in Ahaus als Geschäftsführer fungiert und sich vorwiegend mit technischen Aspekten des Holzbaus befasst.

Die Ansicht, dass der Holzbau schon lange eine Vereinfachung baurechtlicher Genehmigungsverfahren verdient, teilt Terhalle. Der Unternehmensgründer weiß aus eigener Anschauung, dass von Holzbauten keine erhöhte Brandgefahr ausgeht, war er doch etliche Jahrzehnte selbst als Brandmeister in der Brandbekämpfung aktiv. "Holz bildet im Brandfall an der Oberfläche eine Kohleschicht, die wie ein schützender Isolator wirkt und den Flammen den Nährboden entzieht. Andere Materialen verformen sich unter Hitzeeinwirkung sehr viel schneller und verlieren ihre statische Belastbarkeit dementsprechend früher", erklärt Terhalle.

"Wir haben sowohl von der Unternehmens- als auch von der Verbandsseite her noch jede Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Von unschätzbarem Wert sind dabei Vorzeigeprojekte wie die neue Reithalle des Landgestüts – und zwar umso mehr, wenn sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind und als Anschauungsbeispiele für vorbildliche Holzbau-Architektur dienen können", resümiert Ludger Wittland, der sich beim DHV-Mitgliedsunternehmen Terhalle Holzbau als Geschäftsführer um Marketing und Vertrieb sowie um den Einkauf kümmert.

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