Vollholzhaus gebaut

Verwendete Materialien sind vollständig rückbaubar

Bad Aibling (ABZ). –Mehr als eineinhalb Jahre intensiver Recherche und Vergleiche haben Familie Gehring schließlich zum Südtiroler Vollholzbau-Spezialisten holzius geführt. Darüber hinaus hatte bereits der Onkel von Patrick Gehring, Martin Gehring, ein Haus mit holzius realisiert. Sein Erlenhof in Unterjoch diente der Familie als "Musterhaus" und zusätzlicher Ideengeber.
Ökologisches Bauen
Wie bei allen Projekten von holzius, bestehen Wand-, Decken- und Dachelemente aus natürlichem, unbehandeltem Vollholz. Foto: Günter Dir

Schlussendlich war es auch ihr zentrales Anliegen, kein Haus "von der Stange" zu haben und dann zwischen Klebefolien und Trockenbauwänden zu leben. Patrick Gehring geht ins Detail: "Durch meine berufliche Tätigkeit als Bauingenieur habe ich bereits einige Holzbauprojekte begleiten dürfen. Der gute Kontakt zu erfahrenen Holzbauarchitekten, hat uns bei der Planung und Ausführung unseres Hauses stark geholfen. Je intensiver wir uns mit dem Werkstoff Holz befasst haben, desto mehr hat uns dieser fasziniert. Uns war es daher ein Anliegen, die natürlichen Eigenschaften des Werkstoffs Holz zu nutzen und beizubehalten. Neben den leimfreien holzius Wänden und Decken haben wir auch leimfreie Vollholzfenster und Innentüren aus mondgeschlagenem Holz."

Die neuen Wohnräume von Familie Gehring sollten natürlich, nachhaltig und kreislauffähig realisiert sein, ein Konzept, das holzius nach eigenen Angaben seit jeher verinnerlicht hat, praktiziert und mit Cradle to Cradle Certified (Gold) Schwarz auf Weiß belegen kann. "Die verwendeten Materialien sind vollständig rückbaubar. Beispielsweise verwendeten wir Schafswolle anstelle von PU-Schaum zum luftdichten Anschluss der Fensteranschlüsse", fasst Patrick Gehring zusammen. Der Aufbau der reinstofflichen Vollholzelemente von holzius basiert auf der modernen Interpretation einer uralten Holzverbindungstechnik. Dabei werden bei den Wandelementen die Bohlen in Wuchsrichtung verbaut und mit einer Gratleiste in Schwalbenschwanzform miteinander verbunden. Die Gratleiste wird quer in die Vollholzbohlen eingepresst, die dadurch von außen her nicht sichtbar kraftschlüssig miteinander verbunden werden.

Bedingt durch die starren Vorgaben aus dem vorhandenen Bebauungsplan, aber auch die beengten Platzverhältnisse, war die größte Herausforderung in der Planung, eine schlüssige Grundrissaufteilung zu finden. Die für ein Einfamilienhaus eher kleine Wohnfläche von 145 m² führte bewusst zu der Entscheidung, die eher privaten Räume wie Schlafzimmer, Kinderzimmer und Bäder vergleichsweise klein zu dimensionieren, dafür aber offene, lichtdurchflutete Aufenthaltsbereiche zu erhalten. So sollte Raum für Begegnungen geschaffen werden. Diesbezüglich wurden die Bauherren in den frühen Leistungsphasen vom Architekturbüro Alexander Pfanzelt unterstützt. Das architektonisch-theoretische Konzept basiert auf einer zentralen, alles miteinander verbindenden Wand. Die optisch dominante Betonwand ist gleichzeitig raumtrennendes, aber auch raumbildendes Element, denn sie verbindet das Wohnhaus mit der Garage zu einer Einheit und einem Objekt. Dieses Element wurde bewusst gewählt, um nicht zwei miteinander konkurrierende Baukörper auf dem Grundstück zu positionieren. Die Wand dient auch im Wohngebäude als Raumteiler, der die Funktion der Treppe aufnimmt und zudem ein wärmespeicherndes Medium ist.

Bauliche Herausforderung in der Bauphase war, die beiden Betonwände, wovon sich eine über zwei Etagen bis zu 8 mHöhe erstreckt, mit hoher Maßgenauigkeit zu errichten. Denn in weiterer Folge wurden die Holzelemente größtenteils flächenbündig daran angeschlossen. Der von holzius vorgegebene Toleranzbereich lag bei weniger als 5 mm – hier war Präzisionsarbeit von allen Beteiligten gefordert. Die Bauherren sind vom Resultat begeistert: "Uns gefällt besonders der Kontrast zwischen dem modernen Sichtbeton und den lebendigen, rustikalen Holzoberflächen. Aus diesem Grund haben wir uns auch bewusst gegen einen Holzboden und für den geglätteten Sichtestrich entschieden. Durch die enge Zusammenarbeit mit holzius konnten auch unsere Vorstellungen an die Tragkonstruktion realisiert werden. So konnten wir im Erdgeschoss beispielsweise Stützen und Unterzüge umgehen. Der Dachstuhl wurde so konzipiert, dass auf die sonst übliche Firstpfette verzichtet werden konnte und dadurch eine sehr puristische Optik entstand." Alles in allem wurde auf diese Weise eine "ehrliche" Konstruktion realisiert, die auch als solche klar erkennbar ist.

Wie bei allen Projekten von holzius, bestehen die Wand-, Decken- und Dachelemente aus natürlichem, unbehandeltem Vollholz. Als Oberflächenschutz für die Flächen in den Innenräumen dient lediglich Holzseife, welche auch zum Reinigen der Flächen verwendet wird. Die Vollholzfenster sind innen- und außenseitig ebenfalls lediglich geseift und gelaugt. Ähnliches gilt für die hinterlüftete Holzfassade aus Bergfichte und Tanne. Zur Beschleunigung des einheitlichen Vergrauungsprozesses, der als natürlicher Witterungsschutz dient, wurde die Fassade nach der Fertigstellung regelmäßig gewässert – sehr zum Erstaunen vorbeikommender Wanderer. Wasser hat während der Bauphase allerdings auch für einige herausfordernde Situationen gesorgt, wie Patrick Gehring berichtet: "Wir hatten in der Bauzeit Starkregenereignisse, welche zu einigen Nachteinsätzen geführt haben. Das Thema Wasser verfolgte uns auch beim Innenausbau, denn als wir unsere Wasserleitungen angeschlossen hatten, tropfte es auf einmal aus der Decke. Der Schaden konnte aber schnell und rückstandsfrei beseitigt werden."

Neben der Verwendung nachhaltiger Baumaterialien wurde bei diesem Projekt in Bad Aibling auch großer Wert auf ein schlüssiges Konzept für die Energieerzeugung gelegt. Die Dimensionierung und Auslegung der Anlage erfolgten durch den Vater von Patrick Gehring. Rund 30 % des Energiebedarfs werden über eine thermische Solaranlage in Kombination mit einem 1000 l fassenden Pufferspeicher abgedeckt. Für die Grundlast sorgt ein moderner Pelletkessel mit CO2- und Rußpartikelfilter. Die Montage der gesamten Anlagentechnik wurde zeitlich so organisiert, dass diese bereits in der Bauphase zur nachhaltigen Trocknung und Aufheizung des frisch aufgebrachten Estrichs verwendet werden konnte. Vorausschauend und nachhaltig ist auch die das Haus umgebende Gartenfläche angelegt. Im Gegensatz zum sonst üblichen Rasengarten haben sich die Bauherren bewusst für einen mineralreichen Naturgarten entschieden. Von einer naheliegenden Biogärtnerei wurden heimische Staudenpflanzen angepflanzt und Wildblumen angesät. Diese Art von Garten ist besonders werthaltig für Insekten sowie Wildbienen, aber auch heimische Vögel fühlen sich darin sehr wohl. Zu gleichen Zwecken wurde auch auf dem Garagendach eine intensive Dachbegrünung errichtet. Das in Vollholzbauweise errichtete Wohnhaus fügt sich also perfekt in dieses Umfeld. Die Naturverbundenheit spiegelt sich darüber hinaus auch im Inneren bei der Inneneinrichtung wider, für die Melina Gehring als Hobby-Interiorplanerin verantwortlich zeichnet. In den Bereichen der Treppe, Küche, Garderobe und bei den Schränken kommt vorzugsweise ebenfalls Vollholz aus Kernesche zum Einsatz – selbstverständlich mit unbehandelten und dadurch offenporigen Oberflächen. Für Herbert Niederfriniger, Geschäftsführer von holzius, ist das Haus von Familie Gehring gleich in mehrfacher Hinsicht ein in sich schlüssiges Referenzprojekt: "Hier zeigt sich, dass unsere nach den Prinzipien von Cradle to Cradle ausgezeichneten Vollholzelemente perfekt mit anderen Materialien – in diesem Fall Sichtbeton – zusammenspielen und harmonieren."

Bedingt durch starre Vorgaben bestand die Herausforderung darin, eine schlüsselfertige Grundaufteilung zu finden.

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