Forscher halten noch geringere Neubauzahlen für möglich

Kapazitätsabbau im Bau befürchtet

Düsseldorf (ABZ). – Die Zahl der 2023 in Deutschland fertig gestellten Wohnungen könnte laut einer Studie wegen gestiegener Zinsen und Baukosten noch geringer ausfallen als zuletzt von Experten erwartet.

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geht davon aus, dass im schlechtesten Fall 2023 nur noch 223.000 Wohneinheiten in Mehr- und Einfamilienhäusern fertig werden – nach gut 295.000 im vergangenen Jahr. Für 2024 hält das IMK demnach einen weiteren Rückgang auf 177.000 Wohnungen für möglich, wie aus einer jüngst vorgestellten Untersuchung hervorgeht. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) hatte Anfang Juli die Zahl der 2023 bundesweit fertiggestellten Wohnungen auf etwas mehr als 240.000 Einheiten geschätzt.

2024 erwartete der Verband zuletzt 214.000 Wohnungen. Mitte Juni hatte das ifo-Institut für das laufende Jahr 275.000 neue Wohnungen prognostiziert, 2024 dann 235.000. Das Statistische Bundesamt teilte jüngst mit, dass auch im Mai in Deutschland deutlich weniger neue Wohnungen genehmigt worden sind, als ein Jahr zuvor. 23 500 Einheiten für den Monat bedeuteten ein Minus von 25,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Als Gründe nannten die Statistiker die weiterhin steigenden Baukosten sowie ungünstigere Finanzierungsbedingungen.

Besonders stark ging die Zahl der Baugenehmigungen bei Zweifamilienhäusern zurück, die sich von Januar bis Mai mehr als halbierte (–53,5 Prozent). Bei Einfamilienhäusern gab es ein Minus von 35,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum und bei Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, einen Rückgang von 26,5 Prozent.

Als Folge des Rückgangs der Neubauzahlen befürchten die Forschenden des IMK den Angaben zufolge einen Kapazitätsabbau der Bauwirtschaft. Dieser könne auch mittelfristig dafür sorgen, dass das verfügbare Angebot weit hinter dem Bedarf zurückbleiben werde. Als Gegenmaßnahme wird eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben für den sozialen Wohnungsbau vorgeschlagen. "Damit könnte nicht nur ein Absturz der Baubranche verhindert, sondern auch der Anteil günstigerer und energieeffizienter Wohnungen gesteigert werden", hieß es.

"Offenkundig reichen die Neubauförderprogramme nicht aus, um die entsprechende Nachfrage zu stimulieren", kommentierte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) die aktuellen Zahlen des Bundesamts. Der maximale Kreditrahmen im klimafreundlichen Neubau sei zu gering und die Zugangsbedingungen zu restriktiv, damit Bauwillige investierten, so der Verband. Um eine Trendwende im Wohnungsbau einzuleiten plädiert Pakleppa für eine deutliche Zinsstützung, im Mietwohnungsbau für eine attraktive staatliche Förderung und die energetische Förderbedingung EH-40 solle zumindest temporär ausgesetzt werden.

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